Online-Ausstellung:
Stopp! Gewalt gegen Frauen
Bei der Planung unseres Standes auf der Nadelwelt 2025 war schnell klar, dass wir wie im Vorjahr Spenden für das Karlsruher Frauenhaus sammeln wollten. Karin Rische fragte uns, ob wir Platz für ihren Quilt zum Thema Gewalt gegen Frauen hätten, um damit dem Aufruf Nachdruck zu verleihen und die Spendenbereitschaft anzukurbeln.
Es war dieser Quilt:
Unser erster Gedanke war: „Wenn wir keinen Platz haben, dann machen wir Platz. Dieser Quilt muss gesehen werden“.
Der zweite Gedanke folgte umgehend: „Können wir nicht gleich eine ganze Ausstellung mit Quilts über das Thema Gewalt gegen Frauen machen?“
Und diesen Gedanken haben wir dann in die Tat umgesetzt. Es war eine intensive Zeit, das Feedback hat uns beeindruckt, die Quilts erst recht: Fast 50 unserer Mitglieder haben einen Quilt genäht.
Die Vorgaben waren minimal: Nähe einen Quilt in der Größe 30×30 Inch zum Thema Gewalt gegen Frauen und verwende mehr oder weniger viel der Farbe Orange (die Signalfarbe steht für die Aktion “Orange the World“ von UN Woman)
Das Ergebnis können wir nun hier zeigen: Aussagestarke Quilts, die unter die Haut gehen. Und aufmerksam machen auf ein Thema, das einfach immer noch viel zu aktuell ist, als dass man dazu schweigen oder wegsehen dürfte. Denn Gewalt gegen Frauen, in welcher Form auch immer, geht uns alle an.
Unter anderem gibt es hier aktuelle Informationen zu diesem großen gesellschaftlichen Problem, zu dem wir nicht genug Alarm schlagen können:
UN Women Deutschland: https://unwomen.de/
Kampagne Gewalt Stoppen: https://unwomen.de/orange-the-world-gemeinsam-aktiv/
UN Women: https://www.unwomen.org/en
Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/300890/internationaler-tag-zur-beseitigung-von-gewalt-gegen-frauen/
Bundesministerium des Innern: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/schwerpunkte/DE/gewalt-gegen-frauen/gewalt-gegen-frauen-artikel.html
Orange The World: https://unwomen.de/orange-the-world/
Zonta International: https://www.zonta-union.de/
Tagesschau: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/haeusliche-gewalt-frauen-bericht-100.html
2026 wird die Ausstellung auf Wanderschaft gehen. Zuerst werden alle Quilts in Karlsruhe auf der Messe Nadelwelt (15.-17. Mai 2026) zu sehen sein. Fest steht auch schon, dass sie vom 11. Dezember 2026 bis 9. Februar 2027 zwei Monate lang im Rathaus der Gemeinde Nottuln zu Gast sind. Weitere Stationen sind noch in Arbeit.
Ein großes Dankeschön geht an die vielen helfenden Hände, allen voran Jenny Eikenkamp, die Bilder und Texte auf unsere Webseite gezaubert hat, an Peter Uhlemann von Uhlemann Fotografie , der die Quilts kostenlos für uns in Szene gesetzt hat und natürlich an die Künstlerinnen, ohne deren Mut und Engagement diese Ausstellung nicht zustande gekommen wäre. Viele haben gefragt: Wie kann ich mit so etwas Schönem wie einem Quilt Stellung zu so einem hässlichen Thema beziehen?
Die Ausstellung beantwortet diese Frage eindringlich.
Nico Laudenberg und Nicole Wortmann
Bitte auf den Quilt klicken für weitere Bilder und Statements der Künstlerinnen.
Alle Fotos wurden von Peter Uhlemann von Uhlemann Fotografie gemacht.
Wunden
Alexandra M. (@hartseequilterin)
Mein Quilt soll provozieren und schockieren. Er soll den Betrachter animieren darüber nachzudenken, was Gewalt ist und welche Folgen daraus entstehen.
Zum Thema hatte ich gleich Bilder vor Augen. Es fielen mir sofort die Wunden, die bleiben, ein. Die nie richtig verheilen, wieder aufplatzen und im besten Fall vernäht, versteckt oder vernarbt sind. Oft werden bestehende Wunden mit immer wiederkehrenden Entschuldigungen, Ausreden verarztet.
Ich wollte sie sichtbar machen. Auch was man unter „Gewalt gegen Frauen“ versteht mit Worten sichtbar machen.
Dafür habe ich die verschiedenen Begriffe mit neonfarbenen Garn aufgestickt. Die Wunden habe ich ich in Chenilletechnik genäht und mit Stofffetzen „vernäht“.
Links oben und links in der Mitte habe ich Darstellungen eines schreienden und wütenden Kopfes und einer geballte Faust gemalt und dann frei gequiltet. In der unteren Mitte ist eine gebückt Frauengestalt zu sehen, die sich zum Schutz duckt.
Nur dadurch, dass man erkennt was Gewalt überhaupt ist, kann man dagegen vorgehen bzw sich und Andere davor schützen. Durch Sichtbarkeit.
Als Materialien sind BW-Stoffe, Stickgarne, Stoff-Wachskreide und Stofffarben verarbeitet worden.
Sichtbarkeit
Alina K. (@alina.kranenberg)
Jeder spricht davon, dass häusliche Gewalt dringend bekämpft werden muss. Doch wer kennt wirklich eine Person, die betroffen ist? Laut einer Studie, sind 35% aller Frauen in der EU in ihrem Leben von häuslicher Gewalt physischer und/oder psychischer Art betroffen. Das ist mehr als jede dritte Frau!
Viele Personen können sagen, dass sie mal von einer Person gehört haben, die betroffen ist.
Bei 35% betroffener Frauen (statistisch betrachtet) dürfte jeder mehrere kennen. Doch leider ist häusliche Gewalt immer noch ein Thema, über welches nicht gesprochen wird. Außerdem wollen viele nicht wahrhaben, wenn eine Frau im nächsten Umfeld betroffen sein könnte und sprechen das Thema daher nicht an. Als erschwerend kommt noch hinzu, dass die meisten Personen die Anzeichen nicht erkennen oder sehen (wollen).
Daher greift mein Quilt das Thema des Kampfes gegen häusliche Gewalt gegen Frauen vor dem eigentlichen Kampf auf.
Ich möchte sichtbar machen, was es heißt, wenn im eigenen Umfeld oder in der nächsten Umgebung 35% der Frauen betroffen sind.
Jeder kennt etwa 20 Frauen im eigenen Umfeld durch Familie, Freunde, Nachbar, Arbeit usw.
Davon müssten (statistisch) 7 Frauen (!) betroffen sein. Wie viele kennen sie im eigenen Umfeld?
Mein Quilt zeigt 20 anonyme Personen, die stellvertretend für Frauen aus ihrem Leben stehen.
Als „zweite Ebene“ hat mein Quilt eine „orangene Brille“. Wenn man diese über den eigentlichen Quilt legt, dann kann man sehen, wer in diesem Quilt von häuslicher Gewalt betroffen ist.
Wer häusliche Gewalt bekämpfen will, muss sie sehen!!!
Gewalt bricht …
Andrea B. (@morphea80)
Gewalt bricht nicht nur Knochen, Gewalt bricht auch Seelen!
Wer Gewalt erfährt – und dabei ist es egal, ob Mann, Frau, Kind, Divers – trägt nicht nur sichtbare Wunden davon. Gewalterfahrungen betreffen auch die Persönlichkeit, ja das ganze Sein. Das habe ich versucht deutlich zu machen mit dem Frauenporträt, das sich auflöst – zerbrochen durch Gewalt und entpersonifiziert.
Auf dem schwarzen Hintergrund ist zuerst durch Applikation und Reversapplikation das Seitenprofil der Frau entstanden. Ihr weißes Gesicht zeigt: Es geht nicht um die eine Frau, sondern um viele. Mit Hilfe der English Paper Piecing Methode habe ich die farblichen Bruchstücke ihrer Persönlichkeit ergänzt.
Die senkrechten dichten Quiltlinien fügen eine weitere Dimension hinzu: Wer Gewalt erfährt, lebt wie in einem Käfig von Scham und Verheimlichung.
Inspiriert hat mich eine Vektorgrafik im Internet, deren Ursprung mir leider nicht bekannt ist.”
Facetten
Andrea P.
Gewalt gegen Frauen hat viele Facetten. Sie beginnt oft mit kleinen Grenzüberschreitungen – psychisch, verbal oder strukturell – und steigert sich schrittweise bis hin zu körperlicher oder tödlicher Gewalt. Weltweit dreht sich die Gewaltspirale.
Mit „Orange the World“ helfen wir, die Gewaltspirale zu durchbrechen, indem wir sie sichtbar machen.
In der von den Vereinten Nationen initiierten Kampagne taucht die Spirale nicht nur als Metapher für Gewalt auf, sondern auch als Bild für Bewegung, Entwicklung und Unterbrechung. Vorbeugung, Aufklärung.
All diese Gedanken verschmelzen in meiner Arbeit in orangen Farbtönen. Orange steht für Warnung und Aufmerksamkeit. Vitalität, Lebensfreude und Optimismus. Kreativität und Neugier. Eine gequiltete Spirale lässt Spielraum für Interpretationen.
Meine Erfahrung zeigt, das Bild der Frau in all seinen Facetten ist vielfältig und wandelbar. Gemeinsam sind wir stark.
Tränen und Blut
Angelika S. (@fellimhaus)
Tränen und Blut
Gewalt gegen Frauen nimmt immer mehr zu. Die Arten der Gewalt bis hin zum Femizid sind mannigfaltig. Allen gemein sind Blut und Tränen. Tränen, die offen geweint werden und Tränen, die im Verborgenen fallen. Von Opfern und Hinterbliebenen.
Genutzte Techniken: FPP, Improv, Appliqué ausgestopft, Maschinen- und Handquilting
Tears and Blood
Violence against women is constantly increasing. Forms of violence up to femicide are manifold. Blood and tears are common to those forms of violence. Tears openly shed, and tears cried behind closed doors. By both, victims and surviving members of family and friends.
Techniques used: FPP, improv, appliqué stuffed, Machine- and handquilting
Zerissene Seele
Anja C.
Gewalt hinterlässt Spuren – nicht nur auf der Haut, sondern tief im Inneren. Dieser Quilt macht sichtbar, was oft verborgen bleibt: die Zerrissenheit einer verletzten Seele.
Die orangefarbene Hand erhebt sich als stummer Protest, ein „Stopp“, das zu oft ungehört verhallt. Roter, aufgerissener Stoff steht für sichtbare und unsichtbare Verletzungen. Darunter verbergen sich Schichten aus Wolle, Baumwolle und zerschnittenen Feinstrumpfhosen – zarte, intime Materialien, durchzogen von Schmerz und Erinnerung.
Wie fühlt sich ein Trauma an?
Wie ein Riss, der nicht heilt. Wie ein Knoten in der Brust. Wie das Gefühl, gleichzeitig zu viel und gar nichts zu spüren. Trauma ist laut und still zugleich – es brennt und betäubt, es reißt auf und isoliert. Es bleibt, auch wenn die Welt weitermacht.
„Zerrissene Seele“ ist eine textile Annäherung an das Unsichtbare – an das, was nicht gesagt, aber tief gefühlt wird. Eine Einladung zum Hinsehen, zum Verstehen, zum Nicht-Wegsehen. Jede Naht ein leiser Akt des Erinnerns.
Annegret S.
Das Leben jeder Frau,die physische und psychische Gewalt erfährt, ist genau sozerschnitten (zerstört), wie meine orangenen Stoffe.
Verschiedene orangenfarbige Bw.Stoffe wurden aneinandergenäht und immer wieder zerschnitten,wieder zusammen genäht,mit der Maschinegequiltet, und den Text aufgestickt.
STOPP - GEWALT GEGEN FRAUEN
Annette K. (@augenstern_hd)
Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig – sichtbar und unsichtbar.
Sie zeigt sich in Respektlosigkeit, Unterdrückung, Angst, Erniedrigung, Wegsehen, Diskriminierung, Gefahr und Krieg – im Alltag und weltweit.
Mit meinem Quilt setze ich ein Zeichen dagegen.
Die Worte Freiheit, Schutz, Mut, Frieden, Würde, Respekt, Gleichberechtigung und Zivilcourage habe ich in Stoff sichtbar gemacht. Sie stehen sinnbildlich für die vielen Stimmen, die sich gegen Gewalt erheben.
Denn: „Nein heißt Nein.“ Und es ist an uns allen, dafür einzutreten, dass Frauen und Kinder ohne Gewalt leben können – überall und jederzeit.
Die applizierten Figuren – eine Frau und ein Mann – erscheinen als klare, kontrastreiche Silhouetten. Sie stehen für Macht und Unterdrückung, aber auch für Mut, sich dagegenzustellen. Der Satz „Du bist NICHT allein“ soll Stärke, Solidarität und Zusammenhalt symbolisieren.
Mein Quilt ist ein Aufruf hinzusehen, laut zu werden und Gemeinschaft zu zeigen.
Für ein Leben in Sicherheit, Würde und Freiheit – für jede Frau und für uns alle.
Verwendete Stoffe und Materialien:
- Basicgrey Nocturne dunkelblau by Grunge
- Spraytime 2800 by The Henley Studio, Makower UK
- Stickgarn, Nähgarn und viele positive Gedanken für alle Betroffenen ♥.
Verwendete Techniken:
Foundation Paper Piecing, Piecing, Applikation (Raw Edge), Maschinenstickerei,
Maschinen gequiltet und teilweise von Hand gequiltet
Zersplittert
Bettina W. (@bettinaw.7)
Ich bin eine Überlebende.
Von außen nicht erkennbar, im Inneren zersplittert, stumm.
Dem möchte ich hier eine Stimme geben.
Opfer von Gewalt und Missbrauch haben lebenslange Folgen.
Viele zersplittern innerlich, von sich selbst abgetrennt, ein Teil stirbt, schreit still.
Dieses irritierende Mosaik wieder zusammenzusetzen, zu einem befreiten Ich, ist eine lebenslange Aufgabe.
Vor 12 Jahren habe ich eine Fotoserie zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ erstellt.
Ein Foto aus dieser Serie liegt dem Quilt „Zersplittert“ zugrunde.
Seitdem hat sich die Situation für Frauen in Deutschland deutlich verschärft.
Die Zahl der Übergriffe steigt, eine wirksame, gesetzlich verankerte Gewaltschutzstrategie fehlt, Hilfen gibt es, nach wie vor, viel zu wenige.
Nirgendwo ist Platz für Gewalt!
Birgit F. (@hoop_and_quilt)
Material: Patchworkstoff, Fleece, Hand- und Maschinenstickgarn
Techniken: Maschinenstickerei nach eigenem Entwurf, Shadow-Work, Freemotion-Quilting, Handstickerei
Die Idee zu diesem Quilt kam mir als ich einige Bilder von öffentlichen Parkbänken gesehen haben, die mit „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen“ beschriftet waren.
Diese Bänke sind sicherlich ein erster Schritt, darauf aufmerksam zu machen, dass dort kein Platz für Gewalt gegen Frauen ist.
Aber Gewalt gegen Frauen und Mädchen passiert zum großen Teil im privaten Bereich.
Daher ist für mich nicht nur auf der Parkbank kein Platz für Gewalt, sondern auch nicht zuhause auf dem Sessel, bei der Arbeit auf dem Bürostuhl oder auf dem Liegestuhl im Urlaub.
Für mich ist „Nirgendwo Platz für Gewalt!“
Silence Torn Apart
Carmen B. (@cabiquilting)
This quilt recalls a childhood shaped by anger, fear, and violence. It conveys the feeling of being small while forced to witness everything. The woman’s orange hand represents a desperate act of protection for herself and for the child. The child’s tear stands for what remained unspoken and for pain that settles quietly in the soul.
Scenes like these were part of my own childhood. With this quilt, memories were sewn into fabric. Every stitch forms part of the healing process and delivers a message to all who have endured similar experiences: You are not alone.
Black and grey cotton fabrics reflect the weight of the subject. Sharply intersecting quilt lines express inner fragmentation. Spirals in the background evoke a vortex of fear, helplessness, and cautious hope. The faces are drawn and printed on fabric, and the orange hand is stitched freehand.
This quilt intends to be felt as much as seen. It should touch, unsettle, and prompt awareness, since silence never protects the victim.
Gefangen im Netz
Claudia L. (@grashuepfer71)
Gewalt gegen Frauen ist eine alltägliche Realität, die oft im Verborgenen, verschleiert von Normalität, stattfindet.
Die Spinne (hier männlich) nimmt die Täterrolle ein. Sie wirkt auf den ersten Blick harmlos, symbolisiert jedoch Kontrolle, Manipulation und Gewalt. Frauen sind eingesponnen, ausgeliefert und zum Schweigen gebracht.
Das Netz ist nicht unerschütterlich. Andere stehen auf, blicken nicht weg und wählen unterschiedliche Wege, um zu helfen. Hürden symbolisieren gesellschaftliche, psychologische und strukturelle Barrieren. Solidarität wird zur Kraft.
Die Farbe orange steht als Zeichen gegen Gewalt an Frauen, durchbricht das Netz und weist auf Hoffnung und Veränderung hin.
Schaut nicht weg, wehrt euch, helft einander. Ein Weg existiert – immer.
Die Spinne mag ihr Netz weben, doch sie hat nicht das letzte Wort!
Call it what it is
Claudia R. (@anna_macht)
„Mein Quilt in Orangetönen zeigt das Wort FEMIZID, oft nur dort klar erkennbar, wo dunklere Wellen es überlagern – wie die verborgene Realität von Gewalt an Frauen, verschleiert als Familiendrama. Femizide sind systemisch, Ausdruck patriarchalen Besitzdenkens. Die Wellen erinnern an Brüste, Symbol weiblicher Kraft für Sichtbarkeit. Dichte, organische Quiltlinien folgen dem Farbfluss – Spuren unserer Stärke.“
Verwendete Techniken: Genäht und gequiltet mit der Nähmaschine, Buchstaben mit FPP nach einem Pattern von Carolyn Friedlander
NO!
Daniela R. (@dara_9.9)
Als ich den Aufruf der Rhein MQG gelesen habe, war für mich klar dabei zu sein. Es ist mein erstes Mal, dass ich versuche meine Gedanken in Stoff umzusetzen.
Orangen Stoff habe ich immer vorrätig (wie andere Farben auch 🥹), dann habe ich Brainstorming mit meinem Partner gemacht und habe versucht unsere Ideen umzusetzen. Er hat mir sehr geholfen, auch wenn er nicht nähen kann.
Die Figuren sind freies schneiden und appliziert. Gesichtlos für jede Frau, jeden Mann. Das blaue Band steht für über Grenzen hinweg. Egal wo, leider ist Gewalt überall.
Und nur drei Beispiele für Gewalt:
Schläge
Vergewaltigung
Beschneidung
Soviel Blut und Tränen, dass es aus dem Quilt rausläuft.
Das muss aufhören; NO!
Friedrich M. - ein gescheiterter Dialog
Dorothea I. (@henrysquilts)
Das Tryptichon „Friedrich M. – ein gescheiterter Dialog“ entstand Ende Okt. 2025 als
emotionale Reaktion auf eine polemische Aussage des damaligen Bundeskanzlers. Es
besteht aus den Quilts PROBLEM / STATUS / LÖSUNG. Sie sind als ein Gespräch zu
verstehen – bei dem vieles ungesagt, ungehört und unverstanden bleibt.
(1) PROBLEM – „fragen Sie mal Ihre Töchter“ – mit diesem Satz wollte der Politiker seine
zuvor getätigte rassistische sog. „Stadtbild“-Aussage unter den vermeintlichen Deckmantel
„Schutz für Frauen vor Gewalt“ stellen. „Femonationalismus: Versuche europäischer rechter
Parteien feministische Ideale für Kampagnen gegen Migrant*innen und gegen den Islam zu
vereinnahmen“ (nach Sara Farris). Divide et impera.
(2) STATUS – „nicht alle Männer, aber immer Männer“ – ob deutsche Staatsbürgerschaft oder
nicht, ob rechts oder links, das Täterbild hat eine Gemeinsamkeit: Es sind Männer. Laut
Polizeilicher Kriminalstatistik sind die Tatverdächtigen bei einer Vergewaltigung zu 98,6%
Männer. Bei sexuellem Missbrauch von Kindern sind es 94,5% und bei schwerer
Körperverletzung 81,7% sowie bei 87% der Mordverdächtigen.
(3) LÖSUNG – „erzieht eure Söhne“ – es bleibt den Opfern, den Frauen / FLINTA*
überlassen, die Lösung in die eigenen traumatisierten Hände zu nehmen. Partner, Väter,
Onkel, Brüder, Nachbarn, Kollegen und Freunde gehören zu den Tätern. Die Hoffnung liegt
in der nächsten Generation und darin, dass sie unsere Geschichte(n) hört und glaubt.
Hier zu sehen: (3) Lösung
He Said
Erika H. (@am_liebsten_sonnentage)
Das nachfolgende Gedicht „Er sagte, sie” der mexikanischen Autorin Gabriela Jauregui, in dem sie echte Aussagen von Tätern in Femizid-Prozessen verwendet hat, hat mich zu diesem Quilt veranlasst. Die Schuldzuweisung der Täter auf die Opfer, die fehlende Empathie und das fehlende Schuldbewusstsein haben mich nicht losgelassen.
Ich habe die letzte im Gedicht verwendete Aussage eines Täters (in englischer Übersetzung) frei improvisiert genäht, und das Opfer seiner Tat vor dem Hintergrund seiner Worte (transparent) darauf appliziert.
ER SAGTE, SIE
Er sagte, sie habe sich die Treppe
hinuntergestürzt und einen Schuh
als Andenken dagelassen.
Er sagte, sie habe sich
in der Telefonzelle mit dem Hörerkabel stranguliert
und erhängt.
Er sagte, sie sei ausgerutscht,
habe sich den Kopf aufgeschlagen und sei verblutet, nachdem sie sich im Bad eingeschlossen habe
– von außen.
Er sagte, sie habe plötzlich mit
lauter Schnittwunden in seiner
Kammer gestanden. Ich vermute,
sie konnte nicht so gut mit Messern umgehen,
sagte er.
Er sagte, sie habe das Gas am Ofen
angelassen und sich anschließend
selbst die Haare abgeschnitten.
Er sagte, seine beiden
anderen Freundinnen
hatten dasselbe getan.
Er sagte, sie habe sich
selbst ins Gesicht
geschossen – zweimal.
Er sagte, sie habe beschlossen,
nicht länger gegen ihn zu
kämpfen, das Atmen einzustellen,sagte er.
Am Ende sei sie einfach nur still gewesen.
Ganz, ganz still.
Gabriela Jauregui
Eva F. (@verfuchst.insta)
„Sie war ja auch nicht einfach.“ „Beziehungsstreit – kommt überall vor.“ „Er hatte eine schwere Kindheit.“ „Sie hätte einfach früher gehen sollen“ „Er hat das sicher nicht so gemeint“ „Das ist deren Privatsache. Da mischt man sich besser nicht ein“ Solche Sätze höre ich immer wieder, hier in Mitteleuropa. In einem Umfeld, das sich für aufgeklärt und reflektiert hält. Gewalt gegen Frauen wird relativiert, kleingeredet, entschuldigt. Mein Quilt ist eine Vision! Er zeigt Menschen in ihrer Vielfalt – eckig, rund, groß, klein, eng verbunden oder allein. Jedes StoƯstück steht für ein Individuum. Gemeinsam bilden sie ein Ganzes, unsere Welt! Ein zarter orangefarbener Tüll legt sich über das Patchwork – mal dichter, mal durchlässiger. Er steht für Bewusstsein, für das Ideal, dass wir hinschauen, nicht wegsehen. Die handgequilteten Spiralen halten alles zusammen: unsere Beziehungen in der Arbeit, Nachbarschaft, in Nähgruppen, Ländern, Klimazonen. Wir sind verbunden. Wir teilen diese wundervolle Erde. Wenn wir als Gemeinschaft wach sind, wenn wir nicht schweigen, dann können wir gemeinsam STOP sagen. Gemeinsam ausgesprochen wird das Stop sehr groß und klar.
STAI ZITTA – IO PARLO comunque e nonostante tutto
(Halte den Mund – Ich spreche trotzdem)
Francesca C. (@fatto_a_mano_3)
Als ich von der Absicht der Rhein Modern Quilt Guild erfuhr, eine Online-Ausstellung zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ zu organisieren, musste ich sofort an das Buch „Stai zitta“ von Michela Murgia denken.
Ich habe viel von Michela Murgia gelesen und gehört – ihre Art zu sprechen und zu argumentieren hat mich immer tief beeindruckt. Ihre Worte sind klar, kraftvoll und regen zum Nachdenken an. Stai zitta ist ein Buch voller Aussagen und Sätze, die unter die Haut gehen. Es zeigt, wie wichtig es ist, über Missstände zu sprechen, wenn man wirklich etwas verändern will. Ein kultureller Wandel geschieht nicht von heute auf morgen – er braucht Zeit, Engagement und gemeinsamen Willen.
Unterstützt und verstärkt wird die Aussage des Buches durch die großartigen Illustrationen von Anarkikka. Besonders das Cover hat sich mir sofort eingeprägt: Diese kleine, aber entschlossene Hand, die sich mit dem ganzen Körper gegen eine dunkle Kraft stemmt – eine Szene voller Spannung, voller Widerstand, der nicht aufgibt.
Genau diese Entschlossenheit habe ich versucht, mit Stoff darzustellen – begleitet von den Worten „Stai zitta“ und „Io parlo“, um zu betonen: Ich spreche trotzdem – egal was passiert. Sprechen wird so zu einem Akt des Widerstands, zu einer Haltung.
Die verwendete Technik ist eine einfache Applikation mit offenen Kanten (raw edge). Anfangs hatte ich Be-denken, ob sich die Entschlossenheit der Illustration überhaupt in Stoff übertragen lässt. Doch am Ende bin ich sehr zufrieden – vor allem mit der Bedeutung, die mein Werk transportiert.
Ein herzlicher Dank geht an Anarkikka (Instagram: @anar.kikka) und den Verlag Einaudi, die mir die Erlaubnis gegeben haben, dieses kraftvolle Motiv zu verwenden.
Und ein besonderer Dank gilt Michela Murgia, die leider nicht mehr unter uns ist – aber deren Worte wir weitertragen und bewahren.
„Von all den Dingen, die Frauen in dieser Welt tun können, gilt das Sprechen immer noch als das Subversivste.“
Heimweg
Franziska D. (@franzivonx)
Der Quilt “Heimweg” von Franziska D. visualisiert die Gedanken und Gefühle auf dem Heimweg und zu Hause. Das Leben “draussen” ist schön und fühlt sich freier an. Doch die grauen Gedanken bleiben.
Je mehr man sich dem “Zuhause” nähert desto dunkler und ängstlicher werden die Gedanken. Die Tür symbolisiert mit roter Farbe die Gefahr. Dahinter? Das bleibt verborgen (schwarz).
Um den Frieden zu wahren (weiß) muss man unsichtbar bleiben (Vinyl)
Zur Künstlerin:
Selbst in einem “unsicheren” Haushalt aufgewachsen visualiert die Künstlerin die eigenen Gedanken und Gefühle aus der Kindheit.
Mittlerweile hat sie sich ein eigenes, sicheres Heim aufgebaut.
Risse in der Fassade
Gudrun J. (@quilt.fidel)
Gewalt ist allgegenwärtig – in Beziehungen, Familien, am Arbeitsplatz, in der Schule und im digitalen Raum. Sie kann körperlich, seelisch, sexualisiert oder wirtschaftlich sein. Oft bleibt sie verborgen hinter einer scheinbar makellosen Fassade, die erst zu bröckeln beginnt, wenn der Druck zu groß wird. Dann, für einen kurzen Moment, wird das Verborgene sichtbar. Dieser Augenblick bietet auch eine Chance: Hilfe kann angeboten werden – oder erbeten.
Mein Quilt greift dieses Bild auf. Der Hintergrund – die Fassade – ist aus vielen unterschiedlichen blauen Stofffragmenten im Improv-Stil gestückelt, um die Vielfalt der betroffenen Lebensbereiche darzustellen. Die Risse werden symbolisiert durch zerrissenen Jeansstoff, durch die der orangefarbene Stoff hervorschaut. Schmale orangefarbene eingefügte Stoffstreifen erzeugen gezielt Unruhe und Brüche und stehen für die Gewalt, die in ihrer Art und Intensität variieren kann.
Der orangefarbene Handabdruck, das internationale Zeichen zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, findet sich im Handquilting wieder, als eindringlicher Appell: „Stoppt Gewalt!“
Scrappy Improv Quilt aus blauen und orangefarbenen Stoffresten und abgetragenen Jeans, handgequiltet
Femizide 2023
Helga U. (@sew.so.happy)
Auf der Internetseite „Bundesministerium des Inneren“ habe ich zum Thema „Bundeslagebericht Häusliche Gewalt“ die Information gefunden, dass im Jahr 2023 insgesamt 360 Mädchen und Frauen in Deutschland Opfer eines Femizides wurden. Zu 2024 gibt es keine Angaben.
Mein Quilt spiegelt diese Zahlen wieder. Er besteht aus 365 Blöcken, für die Tage des Jahres 2023. Davon wurden 360 von einem Kreuz „zerstört“. 5 Blöcke sind intakt. Sie stehen daher exemplarisch für 5 Tage, in denen kein Femizid stattfand.
Da die bunten Stoffe die Frauen repräsentieren sollen, gibt es jeden Stoff nur einmal, um die Individualität darzustellen, auch wenn einige Stoffe sehr ähnlich aussehen. Die Kreuze repräsentieren die Morde. Sie sind bewusst NICHT gerade, ordentlich und gleichmäßig eingesetzt. Das erschien mir zu „schön“ und damit unpassend.
Technische Information:
- 365 Blöcke, davon 100 Blöcke 2×2 Inch, 170 Blöcke 2×1 Inch, 95 Blöcke 1×1 Inch
- frei Schnitttechnik, außer beim Trimmen der Blöcke
- Farbwahl: Varianten von orange, rot und gelb, um passend zum Thema „Let’s Orange the World“, um insgesamt einen orangefarbenen Eindruck zu erzeugen.
Henrike S. (@millymeiers)
Let´s Orange the world
Mein Quilt besteht aus 361 Quadraten. 360 für jede Frau die im Jahr 2023 durch einen Femizid ihr Leben verlor und 1 schwarzes Quadrat für die Dunkelziffer , wo der Femizid nicht belegt werden konnte.
Hinter diesen Zahlen steckt eine erschütternde Realität: Fast jeden Tag geschieht in Deutschland ein Femizid. 938 versuchte Femizide wurden 2023 registriert, davon endeten 360 tödlich.
Doch mein Quilt ist mehr als nur die Summe seiner Quadrate. Er zeigt, dass eine Frau nicht auf ihre statistische Sichtbarkeit reduziert werden kann. Jedes Quadrat verweist auf ein Leben, auf eine Geschichte, auf das, was unsichtbar bleibt – und dennoch weiterwirkt. Dies tritt bei meinem Quilt an der nicht fertiggestellten Ecke zu Tage.
Das klare vorgesetzte „Stopp“ im Werk unterstreicht den Ruf:
„Stoppt Gewalt gegen Frauen!“
Break Free
Inja M. (@injametzger)
Dieser Quilt thematisiert Gewalt gegen Frauen und den Mut zur Selbstbefreiung. Die schwarzen Hände stehen für die Machtstrukturen des Patriarchats und die Gewaltbereitschaft, aus der Frauen sich lösen müssen. Der Phönix, der kraftvoll aus den Händen aufsteigt, symbolisiert Stärke, Hoffnung und den Weg in die Freiheit.
Die leuchtenden Farben des Phönix vermitteln Zuversicht und zeigen, dass Selbstbestimmung möglich ist. Der Quilt ist ein visuelles Statement für Mut, Solidarität und die Kraft, sich aus Unterdrückung zu befreien.
Gefertigt in der *Foundation Paper Piecing Technik*, verbindet er Präzision und Sorgfalt mit einer starken politischen Botschaft: Frauen kämpfen für ihre Freiheit, und sie werden gestärkt daraus hervorgehen.
Irmgard R. (@nellymella)
Dieser Quilt ist ein stiller Schrei gegen Gewalt an Frauen. Die schwarzen Linien durchziehen die orangene Fläche wie Risse – Sinnbilder für Zerstörung, Spaltung und Schmerz. Das gebrochene Herz im Zentrum steht für die seelischen Wunden, die Gewalt hinterlässt. Unzählige kleine schwarze Stiche und Kreuze erzählen von Verletzungen, aber auch von Überlebenswillen. Das leuchtende Orange erinnert an die Kampagnenfarbe der Bewegung „Orange the World“ – es symbolisiert Hoffnung, Licht und Solidarität. Der Quilt ruft auf, hinzusehen, zu handeln und zu sagen: Stopp – Gewalt gegen Frauen.
Technik: freie Schneidetechnik; hand- und maschinengequiltet; Stoff selbst gefärbt, eigenes Design
Schuld
Karin R. (@blaukatinka)
Opfer von Gewalt – und das sind in der Regel Frauen – leiden nicht nur unter der Tat und den Folgen. Unsicherheit, Scham und die Frage, ob sie etwa selbst schuld sind, treibt sie um. Mit der zentralen Frage „Was habe ich falsch gemacht?“ übernehmen sie die Verantwortung für das, was passiert ist und machen es dem – mit großer Wahrscheinlichkeit männlichen – Täter leicht, seine Tat zu relativieren. „Schuld“ ist das Opfer, da sie sich nicht „richtig“ verhalten hat. Wobei es egal ist, jedes weibliche Verhalten muss als Ursache für die Tat herhalten. Wie ist das möglich? Patriarchale Strukturen prägen noch immer die Geschlechterrollen, die sowohl von der Gesellschaft erwartet werden, als auch im persönlichen Unterbewusstsein wirken. Die Aufgabe von Frauen ist es, dem Mann den Rücken frei zu halten, ein harmonisches Heim zu bieten, ausgleichend, liebevoll und fürsorglich. Schon im Schulunterricht werden ruhige Mädchen neben auffällige Jungs gesetzt, um mäßigend auf sie einzuwirken. Die Emotionsregulation wird so von den Jungs an die Mädchen delegiert. Ihre eigenen Bedürfnisse sollen sie nicht wichtig nehmen. Männer können viel Raum für sich beanspruchen, sich nehmen, was sie wollen. Vielen denken dabei nicht daran, was sie anderen damit antun. Dazu kommt der Mythos, Männer könnten halt nicht anders, sie müssten „inneren Druck“ abbauen. Damit müssen Frauen rechnen und deshalb immer vorsichtig sein. Dabei ist es Empathiefähigkeit – auch sich selbst gegenüber – die im Patriarchat sozialisierten Männern meist fehlt. Angriff ist hier die gewählte Verteidigung: Die Gründe für die Tag liegen nicht beim Täter, sondern beim Opfer. Den Frauen fehlt oft das Bewusstsein dafür, Nein sagen zu dürfen, Selbstbewusstsein zu zeigen und sich zu wehren. Nein heißt Nein. Sie haben alles Recht dazu, die Täter haben die Pflicht, sich selbst und ihre Handlungen zu hinterfragen. Einsicht ist oft der erste Weg zu Besserung.
Mein Quilt „Schuld“ lässt in die Gedanken sowohl des Opfers (Vorderseite) als auch des Täters (Rückseite blicken. Durch die Anordnung auf Vorder- bzw. Rückseite wird deutlich, wie unterschiedlich die Interpretation der Schuldfrage bei Opfer und Täter ist. Die Silhouetten sind appliziert, die Schrift geplottet und aufgebügelt. Die „Gedanken“ wurden auf wasserlöslichem Vlies aufgenäht und dieses dann ausgewaschen.
JEDE SEITE ZÄHLT- SEI EIN TEIL DES NETZWERKS
Katrin E.
Seide handbemalt, Baumwolle, Polyester, Reflektorband, Gemüsenetze, freihand maschinengequiltet
Inspiriert von dem Ausdruck „unbeschriebenes Blatt“, weißen Brautkleidern, der Frage wo Gewalt beginnt und der Hoffnung, dass ein Netzwerk aller Frauen –egal, ob oder wie sie betroffen sind– gemeinsam kämpfen und verändern kann.
Viele Frauen sagen, sie erleben keine Gewalt, sie sind nicht betroffen. Aber haben wir nicht alle schon mal eine Situation erlebt, in der wir wussten, dass etwas nicht in Ordnung ist?
Es ist ein Aufruf an alle Frauen ihre Geschichten im Netzwerk zu verbinden. Hilfe und Unterstützung auch für die noch unsichtbaren Schicksale zu geben und gemeinsam die Stimme zu erheben für eine gerechtere Gesellschaft.
Jede Frau beginnt ihr Leben als „unbeschriebenes Blatt“, das mit der Zeit von persönlichen Erlebnissen gefüllt wird. Die weißen Buchseiten symbolisieren die noch ungeschriebenen Geschichten.
Ein Brautkleid wird oft als Symbol für Reinheit und Unschuld interpretiert. Macht es die Frauen farblos, als „unbeschriebenes Blatt“ ohne eigenes Profil? Leuchtende Farben sollen für mehr Sichtbarkeit sorgen.
Fängt Gewalt nicht mit der Selbstverständlichkeit an, mit der Frauen Ablehnung, Verurteilung, Herabsetzung, Gleichgültigkeit, Demütigung, Hass und Spott entgegengebracht wird?
Brutale Gewalt fällt viel leichter, wenn bereits in der Gesellschaft das Frauenbild durch Geringschätzung und Verachtung geprägt ist. Wenn dann Schuld und Scham den Frauen zugerechnet werden, können Täter sich leichter rechtfertigen als die Opfer.
My Home is my Nightmare
Kirstin K. (@augusthimmel)
In diesem Quilt verbinde ich nostalgische Handarbeit mit einer unbequemen Wahrheit. Ich nutze für meinen Quilt ein besticktes Vintage-Deckchen als Grundlage – ein Symbol für Häuslichkeit, Fürsorge und Tradition. In handapplizierten Buchstaben bricht der Satz „My Home is my Nightmare“ diese erwartete Geborgenheit auf.
Der Quilt stellt die Frage, was geschieht, wenn der Ort, der Schutz bieten soll, zum Schauplatz von Angst oder Enge wird. Der Aspekt der Enge und des Eingesperrtseins wird durch das Quilting in Gitterform unterstrichen.
Die Kombination zarter Stickereien mit einer lauten, unbeholfenen Typografie soll den Kontrast zwischen dem Ideal und der Lebensrealität vieler Frauen verdeutlichen.
Technik: Wholecloth Quilt aus einem bestickten Vintage-Deckchen, Handapplikationen (Finger Turn Appliqué, inspiriert von Heidi Parkes), maschinengequiltet.
Lisa B. (@idisnaehtraeume)
Wie in einer Abwärtsspirale gefangen, befinden sich Frauen die Gewalt erfahren und in ständiger Angst vor Gewalt leben.
Es braucht Menschen in ihrem Umfeld die HINSEHEN und ihre HELFENDEN HÄNDE reichen, um den Kreislauf der Gewalt zu stoppen.
Technik:
Spirale in FPP nach eigenem Entwurf
Gequiltet sowohl von Hand als auch mit der Maschine
Symbole Thread Painting
1, 2, 3
Manuela S. (@manu.ela.handmade)
Der Quilt mit 100 farbige Blöcken in Strichform in unterschiedlicher Größe und
Breite soll 100 willkürliche Frauen in Deutschland symbolisieren.
Laut Dunkelfeldstudien ist jede dritte (in Orange dargestellt) Frau in
Deutschland mindestens einmal im Laufe Ihres Lebens Opfer von
geschlechtsspezifischer Gewalt (BMFSFJ 2004).
JEDE DRITTE!
Allerdings sind auch die anderen Frauen (in Blau) durch die existierende Gefahr
von Gewalt beeinflusst. Diese emotionale Wunden bzw. Narben werden durch die
unterschiedlichen, bewusst groben, orangen Handstiche dargestellt.
Die Verwendung von Tischwäsche und Bettwäsche als Hintergrundstoff greift auf,
dass ein Großteil der Gewalt im eigentlich sicheren Zuhause stattfindet.
Die vier unterschiedlichen Richtungen des straight line quiltings stehen dafür,
dass Gewalt in jedem sozialen Umfeld verankert ist.
Spreading Orange
Maria W. (@kryzia57)
Die Informationen zum Thema Gewalt gegen Frauen haben mich so erschüttert, dass ich einfach mitnähen musste. Blut und Tränen der betroffenen Frauen sind in meine Darstellung eingeflossen. Die vielen und fortwährend nötigen Ansätze, etwas zu verbessern, stellen die vielen orangen Quiltstiche in vielen Schattierungen dar, die sich unhaltbar ausbreiten, wie Wellen auf Wasser.
104 Frauen
Marianne U.
Am 10. April 2025 erschien in der ZEIT ein Artikel über Tötungsdelikte an Frauen
104 Frauen wurden 2024 von ihren Partnern getötet. Jeder einzelne Fall wurde beschrieben. So viele Frauen mussten sterben, mitten unter uns, das hat mich erschüttert und schockiert.
Für diese Frauen habe ich diesen Quilt genäht.
Jedes Kreuz steht für eine Frau, die ihr Leben verloren hat.
So wie die Lebenswege verschieden sind, so sind auch die Kreuze unterschiedlich. Keines gleicht dem anderem in Form und Farbe.
Technik: Improv
Stoff: 104 orange Stoffe, teilweise aus Oberbekleidung.
Artikel aus der ZEIT: https://www.zeit.de/gesellschaft/2025-04/toetungsdelikte-frauen-2024-partner-mord-femizide
Unsere Bank
Marion B.
Ich habe die Ankündigung für die Aktion auf Instagram gesehen und es hat mich sofort gepackt.
Ich bin Mitglied im Zontaclub Oberhausen, der sich als Teil des internationalen Netzwerk „Zonta“ für die Rechte von Frauen engagiert und Frauen in Notsituationen unterstützt.
Ein Schwerpunkt ist der Einsatz gegen Gewalt gegen Frauen mit vielen Aktionen jährlich zum 25.11. Neben der Beleuchtung von Gebäuden, Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen mit örtlichen Kooperationspartnern, beteiligen wir uns auch an dem Bank-Projekt, wie viele andere Zonta-Clubs deutschlandweit. Dabei werden an öffentlich zugänglichen Plätzen orangefarbene Bänke aufgestellt mit dem Schriftzug „Zonta Says No“ und der Nummer des Hilfetelefons.
Aus diesem Grunde war es selbstverständlich, dass ich teilnehmen musste. Ich nähe seit vielen Jahren, eigentlich seit meiner Kindheit, und seit 2017 auch an Quiltprojekten.
In diesem Falle wollte ich in jedem Fall den Bezug zu unseren Aktionen im Zonta-Club herstellen. Und das Motiv „Bank“ kam mir als erstes in den Sinn.
Ich habe aufgrund der kurzen Frist ehrlicherweise Chat-GPT befragt und ein Foto unserer Gruppe mit „unserer“ Bank hochgeladen und um einen orangen Quiltvorschlag unter Nutzung des Motivs gebeten. Und das Ergebnis war erstaunlich gut. Ein Vertiefung der Aufgabe, eine „nähbare“ Quiltvorlage zu erstellen, scheiterte jedoch.
So habe ich den ursprünglichen Entwurf auf A0 im Maßstab 1:1 geplottet, die vielen Dreiecke vereinfacht und mit Farben belegt.
Mit meinem Vorentwurf bin ich in die Quiltzauberei gefahren und habe 5 abgestufte Orangetöne vom Kona Cotton, 1x Schwarz uni und ein Rückseitenstoff ausgesucht. Natürlich mit Hilfe der Angestellten und Ina Magedanz.
Den A0-Plott habe ich zerschnitten und den Hintergrund hinter der Bank größtenteils auf Papier genäht.
Das Quliting habe ich mit Hilfe meines Mannes entwickelt. Die strahlenförmigen Nähte geben den Fokus auf die Bank.
Aufgrund der doch geringen Größe habe ich die Schrift auf der Bank nur mit Vliesofix aufgebügelt. Eine weitere Fixierung der Applikation mit Leiterstichen wäre mir zu kleinteilig gewesen.
Mir war es wichtig, mit meinem Hobby und dem Quilt ein ganz persönliches Statement abzugeben und unsere Arbeit im Club damit zu unterstützen. Ich freue mich über die mentale Unterstützung durch die anderen Frauen im Club. Die erste Idee, daran gemeinsam zu nähen, musste aufgrund der Kürze der Zeit verworfen werden.
Ich finde es großartig, dass die Rhein MQG den Aktionstag aufgreift und in der Öffentlichkeit und auf Instagram thematisiert.
Ich bin gespannt, die anderen Quilts zu sehen und freue mich auf die Online-Ausstellung.
Aufbruch
Martina (@mahewi_martina)
maschinengenäht und maschinengequiltet
Ich möchte mit meinem Quilt einen Beitrag dazu leisten, Gewalt gegenüber Frauen ins Bewusstsein zu bringen.
Die verwendeten Materialien und Farben stehen für:
Kunstleder schwarz
fest verankerte Gewaltstrukturen, die nur schwer zu durchbrechen sind
Stoffe orange
gewaltfreie Zukunft für Frauen
Stoff Frauenköpfe
ein freies, individuelles und vielfältiges Leben als Person
Logo „Stopp Gewalt gegen Frauen“ – Quelle: UN Women Deutschland
Impact – Schau hin!
Petra N.
Ein Stopp (-schild) ist ein Signal zum Schutz der Unversehrtheit, das leider nicht immer respektiert wird. Es kommt mit physischer, psychischer oder sexualisierter Gewalt zu einem Angriff auf Sicherheit und Selbstbestimmung und die Wirkung (impact) auf Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl beeinträchtigt oft ein Leben lang.
Häufig findet Gewalt im Verborgenen statt und man muss genau hinsehen (Anhänger umdrehen), um das Ausmaß zu erkennen: Der Bundeslagebericht 2023 des BKA listet u. a. 180.175 weibliche Opfer von häuslicher Gewalt, 52.330 Sexualstraftaten und 938 Femizide. Die Dunkelziffer (schwarz) ist hoch.
Der Weg zurück zu Kontrolle, Unabhängigkeit und Freiheit kann lang, mühsam und verschlungen sein (Kumihimo-Kordel, Überfangstich).
Über das zentrale Hilfetelefon 116 016 wird anonym in 19 Sprachen Beratung angeboten, Schutz bieten 400 Frauenhäuser, in die vielleicht nur ein Koffer mit wenigen Habseligkeiten mitgenommen werden kann (Kofferanhänger mit Stickdatei von emblibrary.com).
Hoffnung (grün) macht der für 2032 geplante Rechtsanspruch auf einen Schutzplatz, denn 2023 mussten allein in NRW 7234 Aufnahmegesuche in Frauenhäusern wegen Überbelegung abgelehnt werden.
Druckbuchstaben und Zahlen wurden mit der Stickmaschine gefertigt. Linien und Kreise wurden mit dem Lineal, die Schreibschrift wurde freihand gequiltet.
Hinhören – Hinsehen
Renate Z. (@0815krabbe)
Ich habe meinen Quilt „Hinhören und Hinsehen“ genannt.
Alle Frauen sollten den Hilfe-Satz und die Hilfe-Handbewegung kennen.
„Ist Luisa hier?“ Oder – den Daumen umschließen mit den 4 Fingern sind Signale von Frauen, die in Not sind oder bedrängt werden.
Wir alle sollen hinsehen und möglichst helfen oder Hilfe organisieren.
Damit Frauen aus der Situation befreit werden können.
Mein Quilt ist maschinengenäht, maschinenappliziert und hat ein paar wenige Handstiche.
Für die UN-Woman-Deutschland-Kampagne „Orange the World“
wenn es dunkel wird…
Ruth W.
Mein Quilt hat den Beinamen „wenn es dunkel wird…“
Damit ist nicht die Dunkelheit am Abend auf der Straße gemeint, sondern die Stimmung und Atmosphäre in der häuslichen Gemeinschaft. Denn die Gewalt an Frauen findet überwiegend vom Partner in den eigenen 4 Wänden statt. Manchmal spielt Tradition und die damit verbundene Unterwürfigkeit eine Rolle, oft ist Alkohol im Spiel oder eine schlechte soziale Stellung durch Arbeitslosigkeit und damit verbundenen Geldsorgen. Die Gewaltbereitschaft der Partner ist dadurch höher. Bei all diesen Situationen ist die Frau das schwache Glied in der Kette, muss körperlich und seelisch darunter leiden, wird oft auch sexuell missbraucht und weiß keinen Ausweg.
Aber es gibt Hilfe von außen, es gibt ein Hilfetelefon, Beratung und Unterstützung, wenn Bedarf ist auch Plätze in Frauenhäusern. Die Frauen müssen es nicht unendlich ertragen, müssen aber einen Schritt in diese Richtung wagen oder sich Jemanden anvertrauen, der das organisiert.
Der Quilt ist aus klassischen Flying Geese in Patchwork Piecing gestaltet. Am linken Rand gibt es noch viele helle mit leuchtenden Blumen. Doch nach rechts nehmen die dunklen schnell zu, erdrücken das Freundliche von oben mit den Spitzen nach unten, bis es fast ganz weg ist. Dies ist oft die Situation bei Opfern von häuslicher Gewalt.
Statistik aus Wikipedia:
Gravierende Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit erfahren in Beziehungskonflikten überwiegend weibliche Opfer. Nach der 2004 veröffentlichten repräsentativen Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ haben rund 25 % aller Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt – oder auch beides – durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner mindestens ein- oder auch mehrmals erlebt.
Sabine (@sbine16)
Aus meiner Sicht ist der erste wichtige Schritt um Gewalt entgegenzutreten und zu sie stoppen, NEIN zu sagen. Ein kleines Wort und doch oft so schwer auszusprechen.
Ich wünsche mir, dass Frauen auf der ganzen Welt, aus allen Ländern, Kulturen, sozialen Schichten und Religionen zusammenstehen, sich gegenseitig unterstützen, sich ein Herz fassen und gemeinsam NEIN ! sagen.
Mein Quilt soll dieses Statement klar und deutlich zeigen, sowohl die Tatsache, dass alle Frauen davon betroffen sind oder sein können, als auch die Wichtigkeit von Zusammenhalt und gemeinsamer Stärke und das laute und kraftvolle NEIN ! mit dem aus meiner Sicht alles beginnt.
Für mich persönlich war dieser Quilt auch eine kleine Reise, zum einen habe ich mich an neue Techniken wie dem Applizieren herangetraut und ich habe zum ersten Mal einen Quilt selbst entworfen. Die Weltkugel ist nach einer Inspiration des „Globe“ Quilt von Brigitte Heitland entstanden.
Während des Nähens sind mir viele Gedanken zu diesem Thema durch den Kopf gegangen, ich habe es als sehr wertvoll empfunden, mich damit auseinander zu setzen. Wann beginnt Gewalt, welche Form kann sie haben und wie oft sage ich Ja obwohl ich eigentlich NEIN meine???
Hilfezeichen
Sandra H. (@pegafrau)
Mir war schnell klar, dass ich gerne das internationale Hilfezeichen/international Signal for Help darstellen möchte. Jeder sollte dieses Zeichen kennen! Bist du in Gefahr, signalisiere mit diesem Handzeichen deinem Gegenüber das du Hilfe benötigst. Du musst nicht sprechen einfach dieses Handzeichen machen. Dein Gegenüber erkennt dieses Hilfezeichen/Signal for Help und wählt die 110 oder verbündet sich mit anderen Menschen und holt dich direkt aus der Gefahrenzone. Auch gegenüber Polizei oder anderen Hilfskräften kannst du dieses Hilfezeichen diskret und ohne zu sprechen zeigen. Bitte trau dich!!! Und für alle anderen gilt, wenn du dieses Zeichen gezeigt bekommst, bitte hol Hilfe, wähle die 110 oder suche dir Mitmenschen um zu helfen. Begib dich aber bitte nicht selbst in Gefahr!!! Die Umsetzung des Quilt war dann ein etwas langwieriger Prozess. Ideen kamen und gingen. Erste Hintergrundentwürfe waren mir nach der Umsetzung mit Stoff zu wild. Die Zeit wurde immer knapper. Ich wollte schon aufgeben, da hat mich ein Buch im Rahmen der Instagram Aktion “quiltersbookpassportgermany” erreicht. Ich habe alles erwartet, nicht aber das in diesem Buch das Thema Gewalt gegen Frauen ein Thema ist. Die Geschichte spielt in den 1920 Jahren bis in die heutige Zeit und zeigt leider, dass sich bzgl. diesem Thema nicht viel zum Positiven verändert hat. Und da war mir klar, du musst diesen Quilt nähen. Dein Quilt setzt ein Zeichen! Wenn nur eine einzige Frau wegen deinem Quilt ihre Hoffnung nicht verliert, ihre ganze Kraft und all ihren Mut zusammennimmt und sich voller Vertrauen unbürokratische Hilfe holt, wie toll wäre das?! Hilfezeichen: Stoffcollage Schriftzug „HELP ME“: Geplottet Quilting: Freihandquilting und Nähmalen mit der Nähmaschine und per Hand gestickt Binding: Nähmaschine und Handnähen QR-Code Hilfetelefon.de: Stickmodul/Nähmaschine, Stickdatei in meinem Auftrag erstellt von Mäde!by Kasia und von mir gekauft.
NO!
Sonja H. (@nopadesign1)
Jede dritte Frau in Deutschland erlebt in ihrem Leben mindestens einmal psychische, physische oder sexuelle Gewalt.
Ich finde diese Zahl so immens hoch und fast unvorstellbar.
Sitze ich im Wartezimmer mit 9 Frauen haben wahrscheinlich 3 diese Erfahrung gemacht.
Beim Elternabend in der Schule (der meist von Müttern wahrgenommen wir), sind es bei einer durchschnittlichen Klassengrösse von 20 auch 6 oder 7 Frauen.
Aber etwas was mich wirklich betroffen macht – ich kenne sehr viele Frauen, aber nur von sehr wenigen weiß ich dass sie von Gewalt betroffen waren oder sind.
Das Thema wird verschwiegen.
Daher habe ich bei meinem Quilt NO darauf geachtet dass die Verteilung der Farben ungefähr 2/3 Blau und 1/3 Orange ist.
Um all die ungesehenen Gewaltopfer abzubilden.
Ankreiden - Catcalling
Sonja S.
Gewalt hat verschiedene Formen und muss nicht immer rein körperlich sein, auch Worte oder Gesten zählen dazu.
Beim Quilt “Catcalling” werden Taten “angekreidet”, d.h. am Ort des Geschehens werden die jeweiligen Sprüche rezitiert oder auch Gesten mit Kreide auf dem Asphalt bzw. den Pflastersteinen niedergeschrieben mit dem Hashtag #Catcalling. So soll auf diese Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht werden.
Die Sprüche auf meinem Quilt sind Zitate, die ich auf Fotos im Internet mit dem Suchbegriff “Catcalling” gefunden habe.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei Rochsane M., die mir die “Cat against Catcalling” nach einem Muster von Inga Borges (Instagram byfrauline) für diesen Quilt gehäkelt würde.
Smash the patriachy
Stephanie M. (@perfectlyscrappy)
Gewalt gegen Frauen bedeutet so viel mehr als häusliche Gewalt, Vergewaltigung oder Femizid – Schlagworte, die einem fast täglich in den Medien begegnen. Gewalt gegen Frauen bedeutet auch Nötigung, Zwangsprostitution, Menschenhandel, Zuhälterei, Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung. Alles Dinge, die vielleicht vielen und auch mir persönlich weit entfernt vom eigenen Leben scheinen. Aber auch die vermeintlich kleinen Delikte wie Onlinehass, sexuelle Belästigung, Cat Calling, Gaslighting und emotionale Erpressung zählen nach der UN Women zur Gewalt gegen Frauen. Und damit ist klar: Dieses Thema betrifft uns alle. Frauen und Männer. Auch die Männer, die sich vielleicht fragen, was hat das alles mit mir zu tun? Auch sie haben Töchter, Mütter, Ehefrauen, Freundinnen und Schwestern. Gewalt gegen Frauen entsteht nicht von allein, sonders aus dem patriarchalen System, in dem wir leben. Sie ist damit ein strukturelles Problem, das von uns allen gemeinsam gelöst werden muss. Ich wünsche mir sehr, dass diese Ausstellung einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass sich mehr Menschen mit diesem Thema bewusst auseinandersetzen und beginnen zu seiner Lösung beizutragen.
Mein Quilt „Smash the patriachy“ ist aus der Idee und der Überzeugung entstanden, dass das Aufbrechen der patriarchalen Strukturen notwendig ist, damit die Gewalt gegen Frauen zurück geht. Und damit wir alle in einer gleichberechtigten Gesellschaft, die alle Lebensweisen akzeptiert und respektiert, leben können.
Hinter den Fassaden
Susanne G.
Häusliche Gewalt findet oft im Verborgenen statt, scheinbar unsichtbar für das Umfeld. Mit meinem Quilt möchte ich dieses Thema aufgreifen. Ich habe unterschiedliche Häuser genäht und über diese Häuserreihe wird ein Vorhang hochgehoben. Darunter zeigt sich eine graue, dunkle Welt in der Gewalt gegen Frauen unbemerkt stattfinden kann. Dabei kann Gewalt verschiedene Formen annehmen. Finanzielle Gewalt, psychische und emotionale Gewalt, körperliche Gewalt und auch sexualisierte Gewalt sind unter anderem möglich. Egal welche Gewaltform Anwendung findet, muss die Gesellschaft darauf schauen, dies als strukturelles Problem anerkennen und gesellschaftspolitische Lösungen finden.
Im Gegensatz dazu steht die Farbe Orange der oberen Häuserreihe für Geborgenheit, Schutz, Unterstützung, Kraft und Widerstandsfähigkeit, für eine Welt, in der Frauen ohne Angst vor Gewalt leben können.
So sollte es grundsätzlich und überall sein, auch wenn man hinter den Vorhang schaut!
Die Häuser habe ich in der Technik des Foundation Paper Piecings genäht. Die große Hand habe ich auf hellen Stoff mit meiner Hand gedruckt und dann appliziert. Ein Zeichen, dass Gewalt gegen Frauen gestoppt werden muss und ich mich dafür einsetze. Die kleinen Hände habe ich aus Wollfilz appliziert. Auch kleine Gesten helfen eine Haltung in der Gesellschaft zu verstetigen.
Sylvia S. (@syschdesign)
Ich habe mich für dieses Design entschieden um auf den Femizid aufmerksam zu machen.
Die Motivation hinter Femiziden, also die Tötung aufgrund des weiblichen Geschlechts, wird in Deutschland nicht als eigenständiger Straftatbestand erfasst.
Gewalt gegen Frauen wird oft erst dann öffentlich, wenns zu spät ist.
Diese Opfer sollen sichtbar werden.
Stummer Schrei
Tina v. T. (@tinavanthom)
Ich habe für meinen Quilt als Vorlage ein Bild des Künstlers Edvard Munch gewählt.
Der Quilt sagt ohne viel Worte schon viel aus. Hier ist der Betrachter aufgefordert, den Quilt selbst zu interpretieren.
Ich wollte allerdings mit der Struktur meiner Stoffe und Nähte auch Sehbehinderten einen Quilt ,,zeigen”. Das tobende Meer durch viele Falten und quilten zu erfühlen, der Steg fühlt sich durch viele Quadrate (Nähte) besonders an. Das Opfer ist gepolstert und die schwarzen Gestalten haben eine ausgeprägte Umrandung. Die schwarzen Schiffe haben Segel, die sich bewegen.
Ute G. (@textilewerke)
Es ist unfassbar, dass Frauen immer noch Gewalt physisch und psychisch erfahren und aushalten (müssen). Ich möchte dagegen arbeiten, darauf aufmerksam machen, das Tabu brechen, damit Frauen aus der Deckung kommen können und sie Unterstützung bekommen. Meine Arbeitstechnik und Ausdrucksform sind Oberflächengestaltung und Schichtungen mittels Mixed-Media auf Stoffcollagen (verschiedene Druck- und Färbetechniken, Malen, Sticken, Nähen, Hitzebehandlung, Fototransfer).